Ist es einfach, im Marxismus Philosoph zu sein?1*

Es ist mir eine Freude, der Universität Roskilde symbolisch als Doktor honoris causa assoziiert zu sein. Vor 36 Jahren war sie meine erste Auslandsuniversität als Lehrender, und ich habe in meiner dänischen Zeit viele weiterwirkende Impulse empfangen. Ich kam von der Freien Universität Berlin unter Umständen, zu denen ich gleich etwas sagen will. Zuvor aber … vorwärts


Renaissance der Klassentheorie?*

Bereits vor 20 Jahren vermutete unser geschäftsführender Redakteur Michael Heinrich (1994), wahrscheinlich würden sich nur noch ältere Leser und Leserinnen daran erinnern, dass das Akronym im Titel der Zeitschrift einst für „Probleme des Klassenkampfs“ stand. Er fuhr fort, dass sich mit der Änderung des Titels im Jahr 1976 nicht nur der Name des Projekts PROKLA … vorwärts


Lisa Schmuckli über Diotima und Christina von Braun: Nicht-Ich

Lisa Schmuckli über Diotima und Christina von Braun: Nicht-Ich

„Sei doch nicht derart hysterisch!“ Wie oft musste ich mir diesen Vorwurf inmitten einer familiären Diskussion oder kollegialen Auseinandersetzung anhören. Erst verdutzte mich dieser Vorwurf, später ärgerte ich mich über diese – durchaus politische – Strategie, mich in den Argumenten oder im Ausdruck zu bremsen. Schliesslich trieb mich die Neugier an, meinem Unbehagen nachzugehen: So … vorwärts


Philipp Löpfe über Daron Acemoglu/James A. Robinson: Warum Nationen scheitern

Philipp Löpfe über Daron Acemoglu/James A. Robinson: Warum Nationen scheitern

Ich mag gut geschriebene Bücher, Bücher, die eine Geschichte erzählen. Sie dürfen dick sein, und sie müssen nicht aktuell sein, aber sie dürfen mich nicht mit Zahlen erschlagen oder mich mit Fachjargon erdrücken. Aus diesem Grund habe ich meine liebe Mühe mit deutschen Soziologen und französischen Philosophen. Sigmund Freud hat schliesslich bewiesen, dass guter Inhalt … vorwärts


Thomas Barfuss über Antonio Gramsci: Gefängnishefte

Thomas Barfuss über Antonio Gramsci: Gefängnishefte

Antonio Gramsci hinterliess bei seinem Tod 1937 an die dreissig Schulhefte mit Notizen, Reflexionen und Entwürfen aus dem Gefängnis. Von 1991 bis 2002 wurden sie übersetzt und liegen seit 2012 auch in einer Taschenbuchausgabe vor. Die Lektüre ist eine spannende Herausforderung – man kann dem sardischen Revolutionär und Philosophen beim imaginären Dialog mit Dante, Marx … vorwärts


Ferdinand Troxler über Candide Moix: La Pensée d’Emanuel Mounier

Ferdinand Troxler über Candide Moix: La Pensée d’Emanuel Mounier

Einen nachhaltigen Einfluss auf meine geistige Entwicklung hatten die Schriften des französischen Publizisten Emmanuel Mounier (1905-1950) während meines zweijährigen Philosophie- und Theologiestudiums im Seminar der befreiungstheologisch geprägten Arbeiterpriester-Bewegung Frankreichs. Mounier war Gründer und Redaktor der Zeitschrift ESPRIT («Revue d’inspiration personnaliste en lutte contre le désordre établi»), übte aus personalistischer Sicht radikale, grundsätzliche Kritik am Kapitalismus, … vorwärts


Otmar Hersche über Max Horkheimer: Kritische Theorie

Otmar Hersche über Max Horkheimer: Kritische Theorie

Die Verbindung zu Max Horkheimer verdanke ich Theodor W. Adorno, der nach einem Vortrag im Radiostudio Bern auf seinen Freund und Kollegen aufmerksam machte mit dem Hinweis, dieser lasse sich vielleicht für gelegentliche Mitarbeit am Radio gewinnen. Ich folgte der Anregung und reiste in den Jahren 1967 bis 1972 etwa zweimal jährlich für Aufnahmen nach … vorwärts


Pius Frey über Wole Soyinka: Die Ausleger

Pius Frey über Wole Soyinka: Die Ausleger

Die äusserst bewegten 70er-Jahre neigten sich dem Ende zu und machten Platz für eine neue bewegte Zeit. Die 80er-Jahre. Die 70er waren für mich: Weg aus dem miefigen St. Gallen. Lehre in Basel. Politik und Kultur in einer grossen Breite. Kämpferische Lehrlingsgruppe. Einstehen für die Rechte der Arbeitenden. Neue Musik, neues Theater. Gegen AKWs. Für … vorwärts


Rolf Bossart über Klaus Heinrich: vom bündnis denken

Rolf Bossart über Klaus Heinrich: vom bündnis denken

Irgendwann kam die Frage, was der Anlass sei, dass so viele, die angetreten waren mit der Vision, die Welt, sich selber und die Bedingungen unter denen die Menschen zu leiden haben, zu verbessern, resignieren, zynisch werden oder sich aktiv dem Verrat dem als Jugendillusion abgewerteten Traum einer besseren Menschheit widmen. Und zweitens was ich denn … vorwärts


Kurt Seifert über Rudolf Bahro: Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus

Kurt Seifert über Rudolf Bahro: Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus

Als eifrigem Spiegel-Leser war mir der öffentliche Auftritt eines bis dahin noch unbekannten marxistischen Kritikers des «real-existierenden Sozialismus» in der DDR im August 1977 selbstverständlich nicht entgangen. Gewiss, da gab es auch andere, doch dieser versprach einen anderen Ton, einen radikalen Zugriff auf das Thema: Der Philosoph Rudolf Bahro beschränkte sich nicht darauf, bestimmte «Deformationen» … vorwärts